Das fachlich breit aufgestellte Konsortium traf sich am IMTE Fraunhofer in Lübeck, um ihre Praxiserfahrungen aus dem Küstenpflanzen-Projekt miteinander zu teilen. Auch Studierende und ein Vertreter des Projektträgers Jülich folgten der Einladung.
Die Vertreter des HaFF-Konsortiums wurden im Fraunhofer IMTE voller Gastfreundschaft begrüßt und durch die Aquakultur-Kreislaufanlagen geführt. Foto: Stefan Meyer
Projektleiterin Martina Mühl von Coastal Research & Management organisierte das Projekttreffen und stellte die Ergebnisse der Halophyten-Pflanzenkläranlage vor. Foto: Stefan Meyer
Lübeck, 12.05.22
Salztolerante Küstenpflanzen (sogenannte Halophyten) stammen aus sehr nährstoffreichen Salzwiesengebieten. Ihre Fähigkeiten, auch auf feuchten Salzböden ein geeignetes Mikroklima für nützliche Bodenbakterien zu schaffen und große Mengen Nährstoffe in Biomasse zu binden, wird im Blaue Bioökonomie Projekt HaFF kreativ und vielfältig für Gewässerentlastungen eingesetzt. Neu ist hierbei vor allem der Fokus auf Salzwasser(pflanzen), da Meerwasser grundsätzlich ein anspruchsvollerer Lebensraum für Kulturbedingungen ist als Süßwasser.
Eines der HaFF Teilprojekte reinigt nährstoffreiches Abwasser, das bei der Shrimp-Aquakultur „Förde Garnelen“ anfällt. Dies geschieht durch eine mehrstufige, physikalische Filtration in Kombination in einer Halophyten-Pflanzenkläranlage, die vom Umweltingenieur Dr. Ulf Schauser (N.A.T.) konstruiert und überwacht wird. Zuletzt gab es Schwierigkeiten mit Verschlammung, was durch eine veränderte Prozesswassereinleitung behoben werden konnte. Die diesjährige zweite Vegetationsperiode wird somit verlässlichere Messergebnisse liefern können.
Ein anderes Teilprojekt wirkt reinigend in der Darß-Zingster Boddenkette. Koordiniert von der Küstenunion Deutschland (EUCC-D) werden regionale Materialien zu möglichst ansehnlichen Kleinst-Reinigungsmodulen für Küstenregionen erprobt – schwimmende Inseln, auf denen unter anderem Meereskräuter oder andere Strandpflanzenarten schön und nützlich zugleich sind. Denn neben dem Reinigungseffekt dient das entstehende Wurzelwerk vielen ökologisch wichtigen Kleinstlebewesen auch als Versteck und Lebensraum.
Was für Pflanzengesellschaften sich für die stationären und mobilen Anwendungen besonders eignen, und welche Insel-Modelle überhaupt schwimmen sowie ausreichend wasserversorgt sind, als auch biologische Randeffekte wurden in der ersten Phase im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojekts HaFF getestet und auf dem Treffen zusammengetragen. Der Meerkohl (Crambe maritima) ist zum Beispiel zwar ein wertvolles, selten gewordenes Gemüse, das ein Comeback durchaus verdient hätte, der jedoch in den Versuchen einfach nicht effizient genug anwachsen konnte. Andere Arten, wie Queller (Salicornia sp.) Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) oder Strandaster (Tripolium pannonicum), stellten sich hingegen als besonders geeignet heraus. Diese Arten sind bereits heute als Lebensmittel zugelassen und sollen zukünftig Verwertung finden. Wie genau, findet das Fraunhofer IMTE in Lübeck heraus. Als Highlight zum Abschluss gab es darum nämlich die Smoothie-Verkostung der IMTE Projektpartner rund um Lebensmitteltechnologin Elke Böhme. Sie hat mit ihren Kollegen drei gesunde Varianten aus Frucht mit Halophyten-Zusätzen kreiert und den fast 30 Probanden mitsamt Feedbackbogen serviert.
Dr. Ulf Schauser von N.A.T. erklärt die Funktionsweisen und Tücken von Pflanzenkläranlagen mit passendem Anschauungsmaterial.
Prof. Dr. Norbert Reintjes von der TU Lübeck ermunterte seine anwesenden Studierenden, Kontakt zum Innovationsraum aufzunehmen. Im Hintergrund: Martin Brassel vom Projektpartner Hanffaser Uckermark. Bild: Nadine Sydow
Die Smoothie-Verkostung mit Halophyten war ein leckeres Highlight zum Abschluss des Meetings. Foto: Martina Mühl