Rückblick Symposium 2024

Symposium 2024

Das diesjährige Symposium der Blauen Bioökonomie hatte es wieder in sich: Es gab wieder hervorragende Vorträge aus den laufenden und abgeschlossenen BaMS-Projekten, spannende Keynotes, kulinarische Köstlichkeiten, würdige Preisträger der Blue.Awards und eine herrlich romantische Dinnerveranstaltung mitten auf der Kieler Förde. Hier sind die Highlights im Überblick.

Bild: Koordinatorin Julia Lange begrüßt Dr. Katja Zocher vor ihrer spannenden Keynote über Algenextraktion mit Plasma

Der erste Symposiumstag begann mit der Begrüßung durch Prof. Carsten Schulz von der CAU zu Kiel und Julia Lange, Koordinatorin des Innovationsraum BaMS.

Julia gab Überblick über die sich verändernde Aquakulturindustrie und einige internationale Vergleiche mit dem Produktionsstandort Deutschland. Für uns in der EU ist noch deutlich Luft nach oben, auch wenn die Trends zu nachhaltigerer Produktion hierzulande schon erkennbar sind.

Auch unser neues Vorstandsmitglied, Prof. Carsten Schultz (mit "tz") aus dem Technologiemanagement der CAU stellte sich vor und begann den Tag mit einem Vortrag über Innovationsforschung, der Messbarkeit von Transferleistungen und schönen Beispielen aus der Blue Health Tec, in der es um medizinische Einsetzbarkeit von Algenextrakten ging. Ein Sektor mit großem Potential, zum Beispiel bei der Suche nach Heilung für altersbedingte Makuladegeneration.

Bild: Stefan Hindersin von der Sea & Sun Organics stellte gleich mehrere BaMS-Projekte vor, die unter seiner Führung zusammenlaufen

Im Themenblock der abgeschlossenen BaMS-Projekte stellten sich OnAsta, addingAsta, BALI, ÖkoPro und EOM vor.

Die "Asta"-Projekte sind allesamt geleitet von der Sea & Sun Organics, die durch Stefan Hindersin und Moritz Rohte vorgestellt wurden. Es geht um den Wirkstoff Astaxanthin, der z.B. aus Haematococcus-Arten gewonnen wird und zahlreiche gesundheitsfördernde Vorteile mit sich bringt. Als Radikalfänger ist Astaxanthin ein gutes Nahrungsergänzungsprodukt und kann einiges mehr als "nur" Lachs rot färben.

Für das BALI -Projekt präsentierte Dr. Rafael Meichßner von Coastal Research & Management gewohnt charmant und kurzweilig über die Outcomes der Bioraffinerie von Makroalgen, im Beispiel Fucus.

Für ÖkoPro war der Projektpartner GICON vor Ort, ein Unternehmen, das neuartige Bioreaktoren konzipiert, baut und testet. Geschäftsführer Martin Ecke führte durch die Ergebnisse der Aufreinigung von Oberflächenwasser mit Hilfe von Mikroalgen durch seinen innovativen "Tannenbaum"-Reaktor.

Bild: der "Tannenbaum" Reaktor der Firma GICON. Wenn die initial eingesetzte Algenbiomasse dicht genug ist, ist eine wirtschaftliche Kultivierung von Mikroalgen auch mit "Problemwasser" von Biogasanlagen durchaus möglich.

Das Projekt EOM ist erst gestartet und wurde aus organisatorischen Gründen schon am ersten Tag durch Frau Claudia Busse-Uhrig von der Firma VivaMaris vorgestellt. In diesem BaMS-Projekt sollen Oberflächen entwickelt werden, die sich zur Kultur von lebensmitteltauglichen Makroalgen, z.B. Ulva, eignen.

Nach der Mittagspause gab es ein besonderes "AIS": Die Convenience GmbH, vertreten durch Eskil Puhl, spendierte allen Teilnehmenden köstliches Eis, das aus nur 5 Zutaten besteht: eine davon ist Spirulina, das ganz natürlicherweise den Zuckerzusatz reduziert, da es auch der Kristallbildung entgegenwirkt und den Geschmack nach Schokolade oder Erdbeere ohne extra Zusätze ohne Kompromisse abrundet. Es ist erstmal nicht einfach fürs Gehirn, ein grünes Eis mit Erdbeergeschmack richtig einsortieren zu können. Die Argumente für Spirulina-Eis waren auf jeden Fall klar formuliert und absolut hervorragend schmeckbar.

Weiter ging es mit den Pitches der vier StartUps, die sich für die Nominierung der Blue.Awards qualifiziert haben: Max Nettlau und Alyssa Richter von Meergut stellten ihre goldigen Kuscheltiere mit Seegrasfüllung vor (@Meergut_Kiel bei Instagram). Daniele Liprandi von der Universität Greifswald präsentierte EvoNEST, eine Software, die das Monitoring kleinteiliger biologischer Produktionsprozesse vereinfacht und anwenderspezifisch angepasst werden kann, um Redundanz und nervige Whatsapp-Gruppen für Teams zu ersparen.

Das Team von SOLAR, vorgestellt durch Adrian Aytinas und Christoph Mousel, kam den ganzen Weg von Frankfurt um eine Produktion von haut- und umweltfreundlichen UV-Blockern, sogenannten "Mycosporinen-ähnlichen Aminosäuren", kurz MAAs, zu pitchen. Das Ziel sind Sonnencremes, die keine schädlichen Einflüsse auf sensible Meeresorganismen mitbringen, denn z.B. Korallenriffe leiden sehr unter konventionellem Sonnenschutz, der im Meer landet.

Eine noch weitere Anreise hatte Georg Walder von Energyminer, die in der Nähe von München ansässig sind. Mit dem Energyfish kann Strömungsenergie erzeugt werden, die im Vergleich zu früheren Ambitionen dieser Art besonders hohe Konversionsraten erzeugt, stabil ins Netz gespeist werden kann und gutachterlich fischschonend ist. Mit diesem Konzept konnte er das Publikum von sich überzeugen und gewann den ersten Platz, dotiert mit 1.000 €.

Gratulation an alle Preisträger!

1. Platz: Energyminer

2. Platz: SOLAR

3. Platz: Meergut & EvoNest (Stimmgleichheit)

Bild: Sieger der Blue.Awards 2024: Georg Walder von Energyminer. Zweites Bild: Prototyp eines Energyfish-Strömungsgenerators

Bild: Max Nettlau und Alyssa Richter von Meergut stellen Kuscheltiere mit Seegrasfüllung her.

Bild: EvoNEST macht das Management, die Dokumentation und das Monitoring biologischer Produktionsprozesse einfacher.

Bild: Adrian Aytinas und Christoph Mousel von SOLAR exprimieren Aminosäuren mit UV-Schutzeigenschaften in E.coli, um umweltverträgliche Sonnenschutzcremes herstellen zu können.

Der Abend ging ausgelassen auf dem historischen Raddampfer FREYA weiter. Tim Staufenberger von der Kieler Meeresfarm unterhielt die Teilnehmer des Symposiums kurzweilig mit vielen Fakten und Anekdoten rund um seine Algenfarm und die Kieler Förde. Das Buffet ließ keine Wünsche offen und verdurstet ist zum Glück auch niemand : )

Der zweite Symposiumstag stand im Zeichen der neuen BaMS Projekte. Begrüßt wurden wir durch Prof. Rüdiger Schulz, der eine ganze Anzahl von BaMS-Projekten mitbegleitet und seit der Geburtsstunde des Innovationsraums überragenden Einsatz zeigt.

Weiter ging es mit der quirligen Dr. Katja Zocher (Bild ganz oben), die ihr Thema des physikalischen Plasmas mit seinen bahnbrechenden Möglichkeiten sehr gut verständlich und mit starken Bildern präsentierte.

Im Anschluss durfte der Sieger des Vorabends, Georg Walder, noch einmal ausführlich das Energyminer-Konzept vorstellen. Gefolgt war sein Beitrag von Dirk Scheel, einem sehr bekannten Gesicht in der Bioökonomie, der das BaMS-Projekt SektoRAS vorstellte, bei dem die Naturwind Schwerin GmbH erfolgreich Sektoren koppelt, um Kreisläufe energetisch schließen zu können.

Bild: Dirk Scheel, Projektleiter von SektoRAS

Weiter ging es mit Andé Stelling von algatec, einem Unternehmen, das sich auf Nahrungsergänzung mit Mikroalgen spezialisiert hat. Im BaMS-Projekt AlgaFit geht es um Sportlernahrungsergänzung aus einem modularen Bioreaktor, der noch platz- und energiesparender ist als bisherige Konzepte. Als Spin-off-Produkt soll auch vitalisierende Futterergänzung für Senioren-Haustiere dabei entstehen. Im Messebereich des Symposium stellte er außerdem die algaBags vor: Kleinste Reaktorbeutel für 10-Liter-Kultivierung reiner Mikroalgenarten.

Dr. Michaela Oesser, Geschäftsführerin des ADS Grenzfriedensbunds, präsentierte zurecht stolz das Bildungsprojekt AundB. Hier wird Schülern in einem Schullandheim an der Schlei ein Mikroalgenreaktor näher gebracht werden, der das gesamte Grauwasser der Liegenschaft behandelt und nährstoffreduziert abführt. Die stark belastete Schlei wird davon sicherlich profitieren; darüber hinaus kann hier ein Exempel statuiert werden, dass das Betreiben einer solchen Anlage durchaus kein Hexenwerk ist. Das Projekt ist erst jetzt gestartet und hat für Anfang Dezember zum Kickoff eingeladen. Infos dazu bekommt ihr natürlich durch uns.

Weiter ging es mit dem Thema Bildung, erneut mit Stefan Hindersin von Sea&Sun Organics. Im Projekt AlgaEducate geht es um die öffentliche Akzeptanz von Mikroalgenprodukten, und der Aufklärung von den überwiegenden Vorteilen gegenüber den oft noch vorherrschenden Bedenken. Auch dieses Projekt ist neu gestartet und wird sicher bald von der Umsetzung berichten können. Sein Kollege Clemens Elle übernahm die Vorstellung von AstaOptiForm, einem Projekt, das sich mit Seitenströmen aus der Astaxanthinproduktion befasst, bevor uns Stefan Hindersin weiter berichtete von BioNEM, bei dem Haematococcus mit einem Standard kultiviert werden wird, der sich sogar zur Bio-Zertifizierung eignet und ein sichtbares Zeichen für Nachhaltigkeit in der Astaxanthinproduktion schaffen soll, um Konkurrenzfähigkeit gegen Importe aus Asien möglich zu machen.

Der vorletzte Vortrag kam von Jan Klein von der Schierbecker Handels GmbH & Co.KG, der das schöne Projekt NAFi vorstellte. In einer neu genutzten "alten" Liegenschaft bei Gönnebek nahe Trappenkamp werden Fischzucht, Mikroalgenreaktor-Wasserreinigung und Microgreen-Produktion miteinander kombiniert. So kann Dezentralisierung und Sektorenkopplung im wirtschaftlichen Anwendungsbeispiel demonstriert werden.

Die Ehre des letzten Vortrags hatte Kai Meissner von der Acheron GmbH, der den Modellstandort UrbanAqua präsentierte. Auf dem Gelände ehemaliger Kellog´s Fabriken auf der Bremener Überseeinsel entsteht unter seiner Projektleitung eine Art bioökonomischer Bauernhof mitten in der Stadt. Hühner, die Mist und stickstoffhaltige Gase produzieren, werden nicht zur Eierproduktion eingesetzt, sondern liefern mit ihren "Nebenprodukten" wertvolle Düngung für eine Mikroalgenkultur. Das Prozesswasser der Mikroalgen wird zur Kultivierung von Mini-Gemüse genutzt, die Mikroalgen selbst bilden eine Nahrungsergänzung für Speisefischzucht direkt nebenan. Ein weiter Kreislauf, der bioökonomisch geschlossen wird und zeigt, wie die Ernährung der Zukunft auch ohne Ressourcenverschwendung funktionieren kann.

Bild: Kai Meissner von der Acheron GmbH stellte den Modellstandort UrbanAqua vor.

Bild: Vorne: Prof. Rüdiger Schulz, Julia Lange, Katharina Krüger, Louisa Rau, Nadine Sydow, hintere Reihe: Chairman Mirko Bögner (AWI), Norbert Reintjes (TH Lübeck), Cornelia Herzog-Truxa, Susanne Wolf und Ingmar Hofmann

Ein großer Dank geht an alle Teilnehmer, Speaker und die tolle Orga des Symposiums 2024!