Das diesjährige Symposium der Blauen Bioökonomie hatte es wieder in sich: Es gab wieder hervorragende Vorträge aus den laufenden und abgeschlossenen BaMS-Projekten, spannende Keynotes, kulinarische Köstlichkeiten, würdige Preisträger der Blue.Awards und eine herrlich romantische Dinnerveranstaltung mitten auf der Kieler Förde. Hier sind die Highlights im Überblick.
Bild: Koordinatorin Julia Lange begrüßt Dr. Katja Zocher vor ihrer spannenden Keynote über Algenextraktion mit Plasma
Der erste Symposiumstag begann mit der Begrüßung durch Prof. Carsten Schulz von der CAU zu Kiel und Julia Lange, Koordinatorin des Innovationsraum BaMS.
Julia gab Überblick über die sich verändernde Aquakulturindustrie und einige internationale Vergleiche mit dem Produktionsstandort Deutschland. Für uns in der EU ist noch deutlich Luft nach oben, auch wenn die Trends zu nachhaltigerer Produktion hierzulande schon erkennbar sind.
Auch unser neues Vorstandsmitglied, Prof. Carsten Schultz (mit "tz") aus dem Technologiemanagement der CAU stellte sich vor und begann den Tag mit einem Vortrag über Innovationsforschung, der Messbarkeit von Transferleistungen und schönen Beispielen aus der Blue Health Tec, in der es um medizinische Einsetzbarkeit von Algenextrakten ging. Ein Sektor mit großem Potential, zum Beispiel bei der Suche nach Heilung für altersbedingte Makuladegeneration.
Bild: Stefan Hindersin von der Sea & Sun Organics stellte gleich mehrere BaMS-Projekte vor, die unter seiner Führung zusammenlaufen
Im Themenblock der abgeschlossenen BaMS-Projekte stellten sich OnAsta, addingAsta, BALI, ÖkoPro und EOM vor.
Die "Asta"-Projekte sind allesamt geleitet von der Sea & Sun Organics, die durch Stefan Hindersin und Moritz Rohte vorgestellt wurden. Es geht um den Wirkstoff Astaxanthin, der z.B. aus Haematococcus-Arten gewonnen wird und zahlreiche gesundheitsfördernde Vorteile mit sich bringt. Als Radikalfänger ist Astaxanthin ein gutes Nahrungsergänzungsprodukt und kann einiges mehr als "nur" Lachs rot färben.
Für das BALI -Projekt präsentierte Dr. Rafael Meichßner von Coastal Research & Management gewohnt charmant und kurzweilig über die Outcomes der Bioraffinerie von Makroalgen, im Beispiel Fucus.
Für ÖkoPro war der Projektpartner GICON vor Ort, ein Unternehmen, das neuartige Bioreaktoren konzipiert, baut und testet. Geschäftsführer Martin Ecke führte durch die Ergebnisse der Aufreinigung von Oberflächenwasser mit Hilfe von Mikroalgen durch seinen innovativen "Tannenbaum"-Reaktor.
Bild: der "Tannenbaum" Reaktor der Firma GICON. Wenn die initial eingesetzte Algenbiomasse dicht genug ist, ist eine wirtschaftliche Kultivierung von Mikroalgen auch mit "Problemwasser" von Biogasanlagen durchaus möglich.
Das Projekt EOM ist erst gestartet und wurde aus organisatorischen Gründen schon am ersten Tag durch Frau Claudia Busse-Uhrig von der Firma VivaMaris vorgestellt. In diesem BaMS-Projekt sollen Oberflächen entwickelt werden, die sich zur Kultur von lebensmitteltauglichen Makroalgen, z.B. Ulva, eignen.
Nach der Mittagspause gab es ein besonderes "AIS": Die Convenience GmbH, vertreten durch Eskil Puhl, spendierte allen Teilnehmenden köstliches Eis, das aus nur 5 Zutaten besteht: eine davon ist Spirulina, das ganz natürlicherweise den Zuckerzusatz reduziert, da es auch der Kristallbildung entgegenwirkt und den Geschmack nach Schokolade oder Erdbeere ohne extra Zusätze ohne Kompromisse abrundet. Es ist erstmal nicht einfach fürs Gehirn, ein grünes Eis mit Erdbeergeschmack richtig einsortieren zu können. Die Argumente für Spirulina-Eis waren auf jeden Fall klar formuliert und absolut hervorragend schmeckbar.
Weiter ging es mit den Pitches der vier StartUps, die sich für die Nominierung der Blue.Awards qualifiziert haben: Max Nettlau und Alyssa Richter von Meergut stellten ihre goldigen Kuscheltiere mit Seegrasfüllung vor (@Meergut_Kiel bei Instagram). Daniele Liprandi von der Universität Greifswald präsentierte EvoNEST, eine Software, die das Monitoring kleinteiliger biologischer Produktionsprozesse vereinfacht und anwenderspezifisch angepasst werden kann, um Redundanz und nervige Whatsapp-Gruppen für Teams zu ersparen.
Das Team von SOLAR, vorgestellt durch Adrian Aytinas und Christoph Mousel, kam den ganzen Weg von Frankfurt um eine Produktion von haut- und umweltfreundlichen UV-Blockern, sogenannten "Mycosporinen-ähnlichen Aminosäuren", kurz MAAs, zu pitchen. Das Ziel sind Sonnencremes, die keine schädlichen Einflüsse auf sensible Meeresorganismen mitbringen, denn z.B. Korallenriffe leiden sehr unter konventionellem Sonnenschutz, der im Meer landet.
Eine noch weitere Anreise hatte Georg Walder von Energyminer, die in der Nähe von München ansässig sind. Mit dem Energyfish kann Strömungsenergie erzeugt werden, die im Vergleich zu früheren Ambitionen dieser Art besonders hohe Konversionsraten erzeugt, stabil ins Netz gespeist werden kann und gutachterlich fischschonend ist. Mit diesem Konzept konnte er das Publikum von sich überzeugen und gewann den ersten Platz, dotiert mit 1.000 €.
1. Platz: Energyminer
2. Platz: SOLAR
3. Platz: Meergut & EvoNest (Stimmgleichheit)
Gratulation an alle Preisträger und danke an den AQUATOR für die Organisation der Blue.Awards!
Bild: Sieger der Blue.Awards 2024: Georg Walder von Energyminer. Zweites Bild: Prototyp eines Energyfish-Strömungsgenerators
Bild: Max Nettlau und Alyssa Richter von Meergut stellen Kuscheltiere mit Seegrasfüllung her.
Bild: EvoNEST macht das Management, die Dokumentation und das Monitoring biologischer Produktionsprozesse einfacher.
Bild: Adrian Aytinas und Christoph Mousel von SOLAR exprimieren Aminosäuren mit UV-Schutzeigenschaften in E.coli, um umweltverträgliche Sonnenschutzcremes herstellen zu können.
Der Abend ging ausgelassen auf dem historischen Raddampfer FREYA weiter. Tim Staufenberger von der Kieler Meeresfarm unterhielt die Teilnehmer des Symposiums kurzweilig mit vielen Fakten und Anekdoten rund um seine Algenfarm und die Kieler Förde. Das Buffet ließ keine Wünsche offen und verdurstet ist zum Glück auch niemand : )