Bepflanzung der ersten Halophyten-Kläranlage in Bülk

Nach zwei Jahren Planung wurde eine bislang ungenutzte Fläche von 140 m2 auf dem Betriebsgelände der Bülker Kläranlage mit einem schlanken Budget von 30.000 € innerhalb von wenigen Wochen in ein Vorzeigeprojekt der sog. „blauen Bioökonomie“ verwandelt. Stolz eröffnen Biologin Martina Mühl von Coastal Research & Management und Umweltingenieur Dr. Ulf Schauser (N.A.T.) die erste Freiland-Pflanzenkläranlage für salzhaltige Abwässer: Ein Modellprojekt, das Schule machen soll.

Salztolerante Küstenpflanzen (sogenannte Halophyten) wie Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) oder Strandaster (Tripolium pannonicum) stammen aus sehr nährstoffreichen Salzwiesengebieten. Ihre Eigenschaft, auch auf überfluteten Böden ein geeignetes Mikroklima für Bodenbakterien zu schaffen und große Mengen Nährstoffe in Biomasse zu binden, ist das Wirkprinzip der Pflanzenkläranlage. So wird das ebenfalls sehr nährstoffreiche Abwasser, das nebenan bei den Förde Garnelen anfällt, einem biologischen Kreislauf zugeführt und ist so keine Zusatzbelastung mehr für das Klärwerk oder die Ostsee. Mit dieser Art Methode soll gezeigt werden, dass die landbasierte Aquakultur auf einem ökologisch hochwertigen Niveau betrieben werden kann und sollte – denn die Überfischung der Ozeane braucht Alternativen.    

Was für Pflanzengesellschaften sich besonders eignen, wird im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojekts HaFF getestet. Der Meerkohl (Crambe maritima) ist zum Beispiel auch ein wertvolles Gemüse, dem es bislang nur an Image fehlt. Die Kieler Meeresfarm hat das Potenzial erkannt und wird ab diesem Jahr den seltenen und unter Naturschutz stehenden Kreuzblütler in der Förde kultivieren.

Die Küsten Union Deutschland e.V. (EUCC) trägt zum HaFF-Projekt mit dem Anbau von fast vergessenen und altbekannten Kräutern auf schwimmenden Inseln aus rein abbaubaren Materialien bei. Die Pflanzeninseln reduzieren die Stickstoff- und Phosphorbelastung der Gewässer, und zusätzlich dient das entstehende Wurzelwerk vielen ökologisch wichtigen Kleinstlebewesen als Lebensraum.

 Um die aquakulturbasierte Kreislaufwirtschaft auf einem zeitgemäßen Stand zu repräsentieren und Innovationen dieser Art zu fördern, hat das BMBF der CAU zu Kiel Bundesförderung in Höhe von bis zu 20 Mio. € bewilligt. Der ausgezeichnete Projektmanager und gut vernetzte Biologe Dr. Stefan Meyer vereinte daraufhin ein Expertenteam aus Forschung und Industrie zu sieben aktuell laufenden Projekten. Bis 2024 werden die Eröffnung mehrerer Modellstandorte und die ersten industriellen Umsetzungsversuche angestrebt.

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Nadine Sydow
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